Wer sich selbstständig machen möchte, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Soll ich ein Kleingewerbe anmelden oder ein reguläres Gewerbe gründen? Diese Wahl beeinflusst nicht nur die steuerlichen Verpflichtungen, sondern auch den bürokratischen Aufwand und die geschäftlichen Möglichkeiten.
Während ein Kleingewerbe mit weniger Formalitäten und Kosten verbunden ist, bietet ein reguläres Gewerbe mehr Wachstumspotenzial und Finanzierungsmöglichkeiten. In diesem Artikel erläutern wir die wesentlichen Unterschiede und helfen dir, die passende Unternehmensform für dein Vorhaben zu finden.
1. Was ist ein Kleingewerbe?
Ein Kleingewerbe ist eine vereinfachte Form des Gewerbes, die von bestimmten kaufmännischen Vorschriften ausgenommen ist. Es unterliegt nicht den strengen Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) und bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, eine selbstständige Tätigkeit aufzunehmen.
Merkmale eines Kleingewerbes
- Keine Eintragung ins Handelsregister erforderlich
- Einfache Buchführung (Einnahmen-Überschuss-Rechnung – EÜR)
- Möglichkeit der Kleinunternehmerregelung (Umsatzsteuerbefreiung)
- Geringer Verwaltungsaufwand und niedrige Kosten
Wann gilt ein Unternehmen als Kleingewerbe?
Damit ein Unternehmen als Kleingewerbe eingestuft wird, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Der Jahresumsatz liegt unter 600.000 Euro oder der Jahresgewinn unter 60.000 Euro
- Das Unternehmen verfügt nicht über kaufmännische Strukturen (z. B. umfangreiche Buchführung)
- Keine Verpflichtung zur Eintragung ins Handelsregister
Ein Kleingewerbe eignet sich besonders für Einzelunternehmer und Nebenerwerbsgründer, die mit minimaler Bürokratie starten möchten.
2. Was ist ein reguläres Gewerbe?
Ein reguläres Gewerbe unterliegt den Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs und muss bestimmte formale Anforderungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem die Pflicht zur Eintragung ins Handelsregister.
Merkmale eines regulären Gewerbes
- Handelsregistereintrag erforderlich
- Doppelte Buchführung und Bilanzierungspflicht
- Umsatzsteuerpflicht ab dem ersten Euro Umsatz
- Strengere gesetzliche Vorgaben bezüglich der Geschäftsführung
Wer muss ein reguläres Gewerbe anmelden?
Ein reguläres Gewerbe ist notwendig für Unternehmen, die bestimmte kaufmännische Strukturen aufweisen oder eine größere Geschäftstätigkeit planen. Dazu gehören:
- Personengesellschaften wie Offene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG)
- Kapitalgesellschaften wie GmbH, UG oder AG
- Einzelunternehmer, die die Umsatz- oder Gewinngrenzen eines Kleingewerbes überschreiten
Reguläre Gewerbebetriebe haben oft eine höhere Kreditwürdigkeit, was die Aufnahme von Fremdkapital erleichtert.
3. Steuerliche Unterschiede zwischen Kleingewerbe und Gewerbe
Ein entscheidender Unterschied zwischen Kleingewerbe und regulärem Gewerbe liegt in den steuerlichen Verpflichtungen.
Vergleich der Steuerarten
Steuerart | Kleingewerbe | Reguläres Gewerbe |
---|---|---|
Einkommensteuer | Ja (abhängig vom Gewinn) | Ja (abhängig vom Gewinn) |
Gewerbesteuer | Erst ab einem Gewinn von 24.500 Euro | Ab dem ersten Euro Gewinn |
Umsatzsteuer | Kann durch Kleinunternehmerregelung entfallen | Immer fällig |
Buchhaltungspflicht | Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) | Doppelte Buchführung |
1. Umsatzsteuer
Kleingewerbetreibende können die Kleinunternehmerregelung nach §19 UStG nutzen. Dadurch entfällt die Pflicht zur Umsatzsteuer, wenn der Jahresumsatz unter 22.000 Euro bleibt und im Folgejahr nicht über 50.000 Euro steigt.
Reguläre Gewerbebetriebe müssen dagegen immer Umsatzsteuer auf ihre Produkte oder Dienstleistungen erheben und an das Finanzamt abführen.
2. Gewerbesteuer
- Kleingewerbetreibende zahlen erst ab einem Gewinn von 24.500 Euro Gewerbesteuer.
- Kapitalgesellschaften wie eine GmbH oder UG sind immer gewerbesteuerpflichtig, unabhängig vom Gewinn.
3. Buchhaltungspflichten
- Kleingewerbe: Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) reicht aus.
- Reguläres Gewerbe: Verpflichtung zur doppelten Buchführung und Erstellung eines Jahresabschlusses.
4. Vor- und Nachteile eines Kleingewerbes
Vorteile
- Weniger Bürokratie und geringere Gründungskosten
- Einfache Buchführung (EÜR) statt doppelter Buchführung
- Möglichkeit der Kleinunternehmerregelung (keine Umsatzsteuer)
- Keine Pflicht zur Handelsregistereintragung
Nachteile
- Begrenzte Wachstums- und Skalierungsmöglichkeiten
- Geringere Außenwirkung, da kein Handelsregistereintrag
- Eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten, da Banken oft Handelsregistereintrag verlangen
Ein Kleingewerbe eignet sich besonders für kleine Unternehmen, Freiberufler und nebenberufliche Selbstständige.
5. Vor- und Nachteile eines regulären Gewerbes
Vorteile
- Größere Wachstumsmöglichkeiten und keine Umsatzgrenzen
- Höhere Kreditwürdigkeit und leichterer Zugang zu Investoren
- Mehr steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten
- Professionellere Außenwirkung durch Handelsregistereintrag
Nachteile
- Höhere bürokratische Anforderungen (Handelsregister, Bilanzierung)
- Gewerbesteuerpflicht ab dem ersten Euro Gewinn (bei Kapitalgesellschaften)
- Mehr Aufwand bei Buchhaltung und Verwaltung
Ein reguläres Gewerbe ist ideal für Unternehmer, die langfristig wachsen und größere Umsätze erzielen wollen.
6. Wann lohnt sich welches Modell?
Wann lohnt sich ein Kleingewerbe?
- Wenn du nebenberuflich starten möchtest
- Wenn du geringe Umsätze erwartest (unter 22.000 Euro pro Jahr)
- Wenn du möglichst wenig Bürokratie und Steuern haben möchtest
Wann ist ein reguläres Gewerbe besser?
- Wenn du dein Unternehmen schnell skalieren möchtest
- Wenn du hohe Investitionen und Fremdkapital benötigst
- Wenn du ein größeres Team aufbauen willst
Fazit
Die Wahl zwischen Kleingewerbe und regulärem Gewerbe hängt von deinen individuellen Zielen ab.
- Ein Kleingewerbe eignet sich für Gründer mit begrenztem Umsatz, die einen geringen Verwaltungsaufwand bevorzugen.
- Ein reguläres Gewerbe ist ideal für wachsende Unternehmen, die langfristig größer werden wollen.