Im Jahr 2020 gab es nur etwa 2% Männer im Berufsfeld der Erzieher in Deutschland – eine überraschende Statistik, die verdeutlicht, wie geschlechtsspezifisch manche Berufsbereiche noch immer sind. Als Thomas von Webmasterplan.com möchte ich Sie in die Welt der geschlechtergerechten Sprache entführen.
Gendern ist mehr als nur ein Sprachtrend. Es ist ein wichtiger Schritt zur sprachlichen Gleichbehandlung aller Geschlechter. Die genderneutrale Formulierung zielt darauf ab, Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität sichtbar und respektvoll zu behandeln.
Seit den späten 1970er-Jahren entwickelt sich diese Sprachform stetig. Mit der Einführung der dritten Geschlechtsoption „divers“ im Jahr 2018 wurde die Notwendigkeit inklusiver Sprache noch deutlicher. Genderneutrale Formulierungen sind kein Zwang, sondern ein Zeichen von Respekt und Wertschätzung.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass traditionelle männliche Sprachformen stereotype Bilder begünstigen. Unser Ziel ist es, Sprache so zu gestalten, dass sich alle Menschen gleichermaßen angesprochen fühlen.
Was ist Gendern? – Grundlegende Definition
Gendern ist ein sprachliches Konzept, das darauf abzielt, alle Geschlechtsidentitäten in der Kommunikation sichtbar zu machen. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet „Geschlecht“ in einem umfassenden sozialen Kontext.
Die Ursprünge des Genderns reichen zurück in die späten 1970er Jahre, als Sprachwissenschaftler begannen, die männlich geprägte Sprache kritisch zu untersuchen. Im Jahr 1980 wurden die ersten Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs veröffentlicht.
Ursprung des sprachlichen Wandels
Der Anstoß für Gendern kam aus der Erkenntnis, dass das generische Maskulinum Frauen und andere Geschlechtsidentitäten unsichtbar macht. Statistiken zeigen die Dramatik:
- 99% Lehrerinnen plus 1 Lehrer werden als 100 Lehrer dargestellt
- 2020 wurden Männer in Medientexten 107.000 Mal (79%) erwähnt, Frauen nur 28.000 Mal (21%)
- Berufe wie Pilot, Architekt oder Computerexperte werden stereotypisch männlich vorgestellt
Problematik des generischen Maskulinums
Das generische Maskulinum suggeriert eine vermeintliche Neutralität, die in Wirklichkeit Geschlechterungleichheiten perpetuiert.
Kritiker argumentieren, dass geschlechtergerechte Sprache Texte verkompliziert. Befürworter sehen es als notwendigen Schritt zur sprachlichen Gleichbehandlung. Rechtliche Entwicklungen unterstützen diesen Ansatz:
- 2018 wurde in Deutschland die Geschlechtskategorie „divers“ anerkannt
- 2021 vereinbarten große Nachrichtenagenturen, das generische Maskulinum zurückzudrängen
- Die Schweizer Bundeskanzlei erklärte das generische Maskulinum als unzulässig
Aktuell gibt es keine standardisierten Regeln für geschlechtergerechte Sprache, was die Debatte lebendig hält.
Verschiedene Möglichkeiten des geschlechtergerechten Formulierens
Die geschlechtergerechte Sprache entwickelt sich stetig weiter und bietet verschiedene Ansätze, um alle Geschlechter gleichberechtigt anzusprechen. Geschlechtergerechte Formulierungen zielen darauf ab, sprachliche Barrieren abzubauen und die Sichtbarkeit aller Geschlechtsidentitäten zu gewährleisten.
Die Beidnennung ist eine der bekanntesten Methoden der geschlechtergerechten Sprache. Hierbei werden beide Geschlechtsformen ausgeschrieben, wie zum Beispiel „Studierende und Studenten“. Das Gendersternchen (*) wurde als alternative Lösung entwickelt, um auch nicht-binäre Personen einzuschließen, beispielsweise „Student*innen“.
Der Gender-Gap ist eine weitere Methode, die Diversität in der Sprache abbilden soll. Die Schreibweise mit Unterstrich, wie „Studierende_r“, ermöglicht eine inklusivere Kommunikation. Die Gesellschaft für deutsche Sprache empfiehlt jedoch, solche Schreibweisen zurückhaltend zu verwenden, da sie die Lesbarkeit beeinträchtigen können.
Praktische Alternativen umfassen neutrale Formulierungen oder der Einsatz von Partizipien. Die Universität Potsdam hat beispielsweise Richtlinien entwickelt, die verschiedene Methoden der geschlechtergerechten Sprache berücksichtigen und die Chancengleichheit in der Kommunikation fördern.